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Onkologisches Zentrum Westpfalz e.V.


Pfälzer Tage für Hämatologie und Onkologie 2000


HOCHDOSIS-CHEMOTHERAPIE DES METASTASIERTEN MAGENKARZINOMS
Dr. H. Wagner, Prof. Dr. med. R. Andreesen und PD Dr. med. A. Reichle, Regensburg

Beim Magenkarzinom stellt die vollständige chirurgische Resektion des Tumors und der lokoregionären Lymphknoten (R0-Resektion) die derzeit einzige Chance auf Heilung dar. Mit zunehmendem Tumorstadium nimmt die chirurgische Resektabilität allerdings von etwa 80 % in den Stadien I und II auf etwa 40 % in den Stadien III und IV ab. Bei Erstdiagnose liegt in zwei Drittel der Fälle bereits ein fortgeschrittenes Stadium mit reduzierter Resektionsrate vor. In der palliativen Behandlung von Patienten mit Magenkarzinom im lokal fortgeschrittenen, bzw. metastasierten, inoperablen Stadium werden verschiedene konventionell dosierte Chemotherapie-Schemata (z. B. ELF, FUP, FAMTX) eingesetzt. In einer aktuellen randomisierten Studie erwies sich keines dieser Protokolle als überlegen (Vanhoefer 2000). Die Überlebenszeiten mit im Median etwa sieben Monaten können nicht zufriedenstellen. Einer der gegenwärtig verfolgten Ansätze, um die Prognose beim fortgeschrittenen Magenkarzinom zu verbessern, ist die Erprobung neuer Substanz-Kombinationen mit z. B. Taxanen oder Irinotecan. Ein weiterer Ansatz verfolgt das Ziel, durch eine präoperative Chemotherapie die R0-Resektabilität zu erhöhen. Mit verschiedenen konventionell dosierten Protokollen wurde dieser Weg bereits beschritten. In einer an der Universitätsklinik Regensburg durchgeführten Phase-II-Studie wurde ein neuartiges, auf das Magenkarzinom abgestimmte Hochdosis-Protokoll für die präoperative Chemotherapie des fortgeschrittenen bzw. metastasierten Magenkarzinoms pilotiert:

Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierten Magenkarzinom wurden nach einem umfassenden Staging einschließlich Endosonographie und Laparoskopie zur Induktion/Mobilisation mit einem modifizierten EAP-Protokoll behandelt. Nach erfolgreicher Stammzell-Apherese wurden zwei Hochdosis-Zyklen (MitPEB: Mitomycin, Cisplatin, Etoposid, BCNU) mit anschließender autologer Stammzelltransplantation appliziert. Patienten, die im Abschlußstaging sich als lokal resektabel erwiesen, wurden gastrektomiert. Zwischen 6/97 und 3/2000 wurden 26 Patienten mit einem medianen Alter von 49 Jahren (32 - 62) behandelt. Die Metastasen-Lokalisationen waren Leber (n=13), Peritoneum (n=21), Lunge (n=5), Skelett (n=2), Ovarien (n=3), Lig. hepatoduodenale (n=1) und Nebennieren (n=1). Unter der Hochdosis-Chemotherapie traten keine nicht-hämatologischen Toxizitäten der WHO-Grade III oder IV auf. Zwanzig von 26 Patienten erzielten eine Teilremission (Ansprechrate 77 %). Im Abschlußstaging waren 14 Patienten chirurgisch resektabel und wurden laparotomiert. Elf Patienten konnten lokal R0-reseziert werden. Ein Patient starb an chirurgischen Komplikationen. Die mediane Überlebenszeit der nicht-resezierten Patienten liegt bei sieben Monaten, bei den resezierten Patienten ist der Median nach drei Jahren noch nicht erreicht. Vier Patienten befinden sich nach 13 bis 37 Monaten in anhaltender Vollremission. Die Gesamtüberlebensrate bezogen auf alle 26 Patienten beträgt 21 % nach drei Jahren.

In dieser Pilotstudie erwies sich die präoperative Hochdosis-Chemotherapie beim metastasierten Magenkarzinom als durchführbar und gut verträglich. Bei 11 von 26 (42 %) primär inoperablen Patienten konnte eine lokale R0-Resektion erreicht werden. Nach Abschluß der Pilotstudie wird nun in einer multizentrischen, randomisierten Studie die Hochdosis-Chemotherapie mit dem konventionell dosierten ECF-Protokoll im präoperativen Einsatz verglichen.


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Letzte Änderung: 06.11.2000