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Onkologisches Zentrum Westpfalz e.V.


Pfälzer Tage für Hämatologie und Onkologie 2000


THERAPIE DES METASTASIERTEN MAMMAKARZINOMS MIT HERCEPTIN®
Dr. med. Günter Raab, München

Herceptin® (Trastuzumab) ist eine neuartige biologische Substanz zur Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms, wenn dieses eine Überexpression des HER2 Onkoproteins aufweist. Eine Überexpression liegt vor, wenn das in Paraffin eingebettete Gewebe des Primärtumors, eines Lokalrezidivs oder einer Fernmetastase den Score 2+ oder 3+ bei der immunhistochemischen Untersuchung mit dem DAKO HercepTest® aufweist.

Als Monosubstanz ist Herceptin® in den USA von der Food and Drug Association (FDA) zur Behandlung des HER2 überexprimierenden metastasierten Mammakarzinoms zugelassen, wenn zuvor ein oder mehrere palliative Chemotherapieregime appliziert worden waren. In Kombination mit Paclitaxel ist Herceptin® zur Behandlung des HER2 überexprimierenden metastasierten Mammakarzinoms zugelassen, wenn keine palliative Chemotherapie vorangegangen ist. Die Zulassung in Europa erfolgt voraussichtlich im September 2000.

Die klinischen Daten über Herceptin® belegen eindeutig seine Wirksamkeit. Das mediane Überleben, das Gesamtüberleben, die mediane Zeit zur Progression und die mediane Dauer des Ansprechens waren durch die Kombination von Chemotherapie, insbesondere von Paclitaxel mit Herceptin® signifikant verlängert. Auch in der Monotherapie zeigte Herceptin® bei stark vorbehandelten Patientinnen noch objektive Ansprechraten von 15%. Neben infusionsassoziierten Nebenwirkungen wie Fieber und Schüttelfrost insbesondere bei der ersten Infusion, zeigten sich überraschenderweise auch kardiale Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Herceptin, am häufigsten wenn es mit Anthrazyklinen und Cyclophosphamid kombiniert worden war. Hier betrug die Rate an kardialen Dysfunktionen der Klasse III und IV nach NYHA 19%. Die Ursachen hierfür sind unklar und werden derzeit in mehreren klinischen Studien untersucht.

In Deutschland laufen derzeit beim HER2 überexprimierenden metastasierten Mammakarzinom folgende Studienprotokolle mit Herceptin®:

1. Herceptin®-Monotherapie in der 2nd- oder 3rd-line.
Studienleitung: Dr. H. Eidtmann, Universitätsfrauenklinik Kiel.
2. Docetaxel dreiwöchentlich oder wöchentlich in Kombination mit Herceptin® in der 1st -line Therapie nach adjuvanter oder neoadjuvanter Anthrazyklinbehandlung.
Studienleitung: Dr. G. Raab, Frauenklinik vom Roten Kreuz, München.
3. Phase I-Studie zur pharmakokinetischen Evaluation der Kombinationstherapie von Herceptin® mit Doxorubicin/Paclitaxel, gefolgt von wöchentlich Paclitaxel (AT&T).
Teilnehmende Zentren: Prof. Seeber, Westdeutsches Tumorzentrum Essen, Prof. Eiermann, Frauenklinik vom Roten Kreuz München, Prof. Gianni, Istituto Nazionale die Tumori Mailand, Prof. Baselga, Universitätsklinik Val d´Hebron, Barcelona.
4. Kardiale Sicherheit von Herceptin® in Kombination mit EC in der 1st -line Therapie ohne adjuvante Vorbehandlung mit Anthrazyklinen (AGO-Studie).
Studienleitung: PD Dr. H.J. Lück, Frauenklinik der medizinischen Hochschule Hannover.
5. Pilot-Studie mit Docetaxel, Cisplatin und Herceptin® (TCH) in der 1st -line Therapie.
Internationale Studie der BCIRG (Breast Cancer International Research Group), Studienleitung in Deutschland: Prof. Eiermann, Frauenklinik vom Roten Kreuz, München.


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Letzte Änderung: 06.11.2000