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Onkologisches Zentrum Westpfalz e.V.


Pfälzer Tage für Hämatologie und Onkologie 2000


HYPERTHERMIEBEHANDLUNG IN DER ONKOLOGIE - GEGENWÄRTIGE ANWENDUNGEN UND PERSPEKTIVEN
Dr. med. M. Falk, München

Die Hyperthermie, wie sie heute eingesetzt wird, betrifft einen Temperaturbereich zwischen 41 und 44°C. Hierbei handelt es sich um einen Temperaturbereich, bei dem eine Reihe zellulärer Funktionen noch intakt, andere hingegen bereits gestört sind. Oberhalb von etwa 43-44°C kommt es zur zunehmenden Denaturierung von Proteinen, die dann den unmittelbaren Tod der betroffenen Zelle zur Folge haben. Aus in vitro Versuchen ist bekannt, dass Hyperthermie, insbesondere in Temperaturbereichen von 41-43°C, auch die zytotoxische Wirkung von Chemotherapie oder Radiotherapie verstärken kann. Deshalb wird Hyperthermie heute ausschließlich in Kombination mit einer oder beiden der genannten Therapieformen angewendet. Hierbei kommen verschiedene Formen der Hyperthermie zur Anwendung: Ganzkörperhyperthermie, regionale (Tiefen-) Hyperthermie, interstitielle oder oberflächliche Hyperthermie, sowie isolierte hypertherme Extremitätenperfusion. Bei einer Vielzahl von Tumorentitäten wird heute das gesamte Spektrum der hier genannten Hyperthermietechniken eingesetzt. Ein Beispiel hierfür stellt die Verbindung von regionaler Tiefen-Hyperthermie mit systemischer Chemotherapie bei Patienten mit Weichteilsarkomen dar. In München bestehen seit Jahren Studienprotokolle zur multimodalen Therapie dieser Erkrankung. Grundlage der derzeitigen Konzepte stellt das RHT 91-Studienprotokoll dar: Patienten mit primären Sarkomen oder mit Lokalrezidiven erhalten zunächst 4 Zyklen neoadjuvanter Chemotherapie, bestehend aus Etoposid, Ifosfamid und Adriamycin, in Kombination mit regionaler Hyperthermie. Nach möglichst optimaler lokaler Therapie (Operation und Strahlentherapie) erfolgen 4 weitere Zyklen Chemotherapie mit Hyperthermie. Die Überlebensdaten dieser Patienten mit Stand Februar 2000 zeigen ein Plateau bei 50% Überleben. Die entsprechenden Überlebenskurven zum metastasenfreien Überleben zeigen, dass fast alle überlebenden Patienten metastasenfrei sind. Diese Ergebnisse haben dazu geführt, dass vor 1 ½ Jahren eine prospektiv randomisierte Multicenter-Studie unter dem Dach von EORTC und ESHO gestartet wurde. In dieser Studie, die eine neoadjuvante Chemotherapie (Etoposid, Ifosfamid, Adriamycin), randomisiert mit oder ohne regionale Hyperthermie sowie nach Operation und Strahlentherapie weitere adjuvante Chemotherapie mit oder ohne Hyperthermie vorsieht, wurden bisher über 100 Patienten randomisiert.

Eines der nach wie vor unbefriedigend gelösten Probleme der Hyperthermie stellt die Kontrolle der erzielten Temperaturen dar. Da eine Qualitätssicherung der Behandlung derzeit nur durch direkte Temperaturmessung im erwärmten Gebiet zu erzielen ist, wird die invasive Implantation von Kathetern zur Thermometrie notwendig. Dies führt eine Reihe von Nachteilen mit sich. Seit gezeigt worden ist, dass grundsätzlich mittels Magnetresonanztomographie eine nicht-invasive Thermometrie möglich ist, haben an mehreren Zentren Untersuchungen zur Kombination von MRT-gestützter Thermometrie und Hyperthermie begonnen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich hierbei um einen Ansatz handelt, der eine deutliche Steigerung in der Qualität der regionalen Tiefenhyperthermie bewirken kann.


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Letzte Änderung: 06.11.2000