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Onkologisches Zentrum Westpfalz e.V.


Pfälzer Tage für Hämatologie und Onkologie 2000


DIE ALLOGENE MINITRANSPLANTATION IN DER THERAPIE VON BÖSARTIGEN ERKRANKUNGEN
Dr. med. M. Bornhäuser, Dresden

Obwohl in den letzten Jahren durch eine Optimierung der supportiven Therapie eine Verbesserung der Therapieergebnisse erreicht werden konnte, ist die intensive Konditionierungstherapie mit anschließender allogener Blutstammzelltransplantation immer noch mit einer signifikanten Toxizität und Frühmorbidität behaftet. Da jedoch das kurative Potential der allogenen Stammzelltransplantation ein attraktives Konzept darstellt, sollte in Zukunft versucht werden, den Patientenkreis für den eine solche Behandlung in Frage kommt, durch eine deutliche Reduktion der Toxizität zu erweitern.

Besonders deutlich wird die Diskrepanz, wenn das mittlere Alter der Patienten, bei denen eine allogene Transplantation durchgeführt wird, mit den Häufigkeitsgipfeln der meisten hämatologischen Neoplasien verglichen wird. In Dresden wurde versucht, bei bisher 65 Patienten mit einer dosisreduzierten Konditionierung vor allogener Blutstammzelltransplantation entsprechende Erfahrungen zu sammeln. Patienten, die sich nicht für eine konventionelle Konditionierung qualifizierten wurden mit 50% der üblichen Busulfandosis sowie 150 mg/m2 Fludarabin vorbehandelt. Patienten mit unverwandtem Spender erhielten zusätzlich 10 mg/kg Antithymozytenglobulin i.v.. Als Transplantat wurden meist periphere Blutstammzellen, bei 12 Patienten jedoch auch Knochenmark eingesetzt. Die Dosis von 6,6 mg/kg intravenöses Busulfan kann als eine Dosisreduktion der konventionellen Konditionierung um 50% angesehen werden.

Auch in unserer Studie zeigte sich die sehr geringe Frühtoxizität, die durch die dosisreduzierte Konditionierung erreicht werden kann. Die Frühmortalität lag zwischen 5 und 8%, was mit den Erfahrungen der autologen Blutstammzelltransplantation vergleichbar ist.

In unserer Erfahrung ist ein allogenes Engraftment ohne ATG erreichbar. Im Gegensatz zu den Transplantationen von verwandten Spendern mußten wir bei den 39 Transplantationen von unverwandten Spendern eine Transplantatversagensquote von 24% hinnehmen, was sehr hoch erscheint. Auffallend war bei unseren Patienten, daß auch nach Transplantatversagen eine persistierende Panzytopenie zu beobachten war, ohne daß die autologe Rekonstitution im Einzelfall abgewartet werden konnte. Damit relativiert sich der von vielen Autoren benutzte Terminus "Nichtmyeloablativ".

Schwere GvHD Reaktionen wurden nur dann beobachtet, wenn die Immunsuppression frühzeitig abgesetzt worden war, um einer rezidivierten Leukämie zu entgegen. Insbesondere jedoch durch die Hinzunahme von MMF für die ersten 40 Tage nach Transplantation ließ sich die GvHD Rate auf ein befriedigendes Ausmaß beschränken.

Das Auftreten von früher GvHD um Tag 14, wie sie nach subletaler Konditionierungsbehandlung in 40 bis 70% der Fälle beobachtet wird, scheint nach dosisreduzierter Konditionierung nur selten aufzutreten. Dennoch wurde bei einigen Patienten ein relativ intensive GvHD um Tag 50 nach Transplantation beobachtet. Diese scheint in den meisten Patienten mit dem Erreichen eines kompletten T-Zell-Chimerismus einherzugehen. Es wurden aber auch einige Patienten mit gemischtem Chimerismus beobachtet, bei denen eine GvHD aufgetreten war.

Positive Erfahrungen bestehen bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL). Hier wurden in Dresden bereits 9 Patienten mit dem neuen Therapieverfahren behandelt, wobei 8 von 9 Patienten die Therapie bisher überlebt haben. Fünf dieser Patienten sind in anhaltender Remission mit jedoch zum Teil noch aktiver chronischer GvHD. Hilfreich für die Entscheidung, Patienten auch schon früher zu behandeln sind neue biologische Prognosefaktoren. Evtl. kann auch eine Kombination der allogenen Immuntherapie mit neuen Methoden, wie der Gabe von anti-CD20 Antikörpern erfolgversprechend sein.

Das Gesamtüberleben bei Patienten mit akuten Leukämien in Remission bzw. chronischer myeloischer Leukämie ist als zufriedenstellend zu bezeichnen. Mit 50-bis 60 Prozent liegt es in einem Bereich, der für jüngere Patienten nach konventioneller Transplantation beschrieben ist.

Bei zwei Patienten mit Ewing-Sarkom bzw. kleinzelligem Bronchialkarzinom kam es jeweils kurz nach Transplantation zu einem schnellen Progress der Grunderkrankung. Die größte Erfahrung hat auf dem Gebiet der allogenen Transplantation von Patienten mit soliden Tumoren hat die Arbeitsgruppe von R. Childs vom National Institute for Health (NIH) in den USA. Inzwischen konnten dort 19 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom einer allogenen Blutstammzelltransplantation zugeführt werden. Bei 6 der 9 Patienten mit Ansprechen wurde sogar eine komplette Remission erreicht. Bis zum Ansprechen muß z. T. 6 Monate gewartet werden und die klinischen Erfolge sind meist mit akuter GvHD assoziiert.

Sinnvoll erscheint der Ansatz, wie bereits erwähnt, v.a. bei Tumoren, die relativ langsam proliferieren und auf der anderen Seite mit immuntherapeutischen Ansätzen bereits erfolgreich behandelt werden konnten. Neben dem Nierenzellkarzinom gilt dies für das maligne Melanom und zum Teil auch für das kolorektale Karzinom. In der Literatur sind auch bereits allogene Transplantationen bei Patientinnen mit Mamma-Karzinom berichtet worden.


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Letzte Änderung: 06.11.2000