Carcinom mit unbekanntem Primärtumor,
Diagnostik und Therapie
Gerdt Hübner, Kaiserslautern
Der Begriff "Carcinom mit unbekanntem Primärtumor - CUP-Syndrom"
bezeichnet ein vielgestaltiges onkologisches Krankheitsbild, das ca. 2-4%
aller bösartigen Tumoren ausmacht. Der Anteil am Patientengut einer
onkologisch orientierten Klinik liegt mit 5-10% noch deutlich höher.
Definiert wird das CUP-Syndrom durch eine histologisch oder zytologisch
gesicherte Metastasierung eines durch angemessene Diagnostik nicht gefundenen
Primärtumors. Es zeichnet sich durch eine Reihe biologischer
Charakteristika aus:
- atypische Wachstumskinetik - die Metastasen wachsen schneller als
der Primärtumor
- atypische Metastasierungswege
- besonderes Spektrum wahrscheinlicher Primärtumoren
- Identifikation des Primärtumors gelingt selten (ante mortem
in < 20% der Fälle)
- disseminierte Erkrankung bei Diagnosestellung in ca. 80% der Fälle
- im allgemeinen schlechte Prognose - medianes Überleben 3-11
Monate
- kleine Subgruppen mit kurativer Chance - 5-Jahres-Überleben
5-15% (!)
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit spezifischer diagnostischer und
therapeutischer Vorgehensweisen. Die Diagnostik muß folgende Anforderungen
erfüllen:
- zeit- (und kosten)sparend, wenig aufwendig und belastend, geleitet
an o.g. Charakteristika
-> hieraus ergibt sich ein diagnostisches Basisprogramm
- Histologie / Zytologie einschl. Immunhistologie !
- lokalisierte von disseminierten Erkrankungsformen sicher differenzieren
- potentiell heilbare und therapiesensible Tumoren sicher erfassen
- an den limitierten Therapiemöglichkeiten orientiert
Hier kommt der immunhistologischen Aufarbeitung eine besondere Rolle
zu, da sie das Spektrum möglicher Primärtumoren sehr stark einzuengen,
gelegentlich sogar den Primarius zu identizieren vermag. Die Therapieentscheidung
orientiert sich an folgenden Kriterien:
- lokalisierte Erkrankungsformen sind durch radikale lokale Therapie
in 30% d. F. heilbar
- als "wenig differenziert" beurteilte Adenocarcinome verhalten sich
klinisch oft wie undifferenzierte Carcinome
- für bestimmte undifferenzierte Carcinome besteht bei entsprechender
Therapie eine kurative Chance
- bestimmte Tumoren sind hormonell sehr günstig zu beeinflussen
- die Therapiemöglichkeiten für differenzierte Adenocarcinome
haben sich in jüngster Zeit deutlich gebessert; es gibt aber weiterhin
keine kurative Chemotherapie.
Aus diesen Punkten leiten sich detaillierte Empfehlungen zu Diagnostik
und Therapie ab, die im Vortrag vorgestellt und erläutert werden.
Selected reading
1. Abbruzzese JL, Abbruzzese MC, Hess KR et al. Unknown primary carcinoma:
natural history and prognostic factors in 657 consecutive patients. J Clin
Oncol 1994, 12: 1272-80.
2. Hainsworth JD, Johnson DH, Greco FA. Cisplatin-based combination
chemotherapy in the treatment of poorly differentiated adenocarcinoma of
unknown primary site: results of a 12-year experience. J Clin Oncol 1992,
10: 912-922.
3. Hainsworth JD, Erland JB, Kalman LA et al. Carcinoma of unknown
primary site: treatment with 1-hour paclitaxel, carboplatin, and extended-schedule
etoposide. J Clin Oncol 1997, 15:2385-93.
4. Hübner G, Wildfang I, Schmoll HJ. Metastasen bei unbekanntem
Primärtumor - CUP-Syndrom. In: Kompendium Internistische Onkologie,
Hrsg. Schmoll HJ, Höffken K, Possinger K. Springer Berlin Heidelberg
New York, 19993, Bd. II, Kap. 41.90, S. 2137-2182.
5. Mackay B, Ordonez NG. Pathological evaluation of neoplasms with
unknown primary tumor site. Semin Oncol 1993, 20:206-28
6. Muir C. Cancer of unknown primary site. Cancer 1995, 75: 353-356.
7. van der Gaast A, Verweij J, Planting AS et al. Simple prognostic
model to predict survival in patients with undifferentiated carcinoma of
unknown primary site. J Clin Oncol 1995, 13:1720-5.
Internet links
Aktuelle Studienprotokolle
zu CUP
Cancernet - Offizielle US-amerikanische
Onkologie-Website, mit Verweisen zu Literatur und Studienprotokollen
Unknown primary
tumor database des M.D.Anderson Cancer Center in Houston, Texas, USA
Onkologie für Ärzte
Onkologie für Patienten
Dr. Gerdt Hübner
Oberarzt,
Medizinische Klinik I
Hellmut Hartert Str. 1
Westpfalz-Klinikum
67653 Kaiserslautern
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