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Onkologisches Zentrum Westpfalz e.V.


Pfälzer Tage für Hämatologie und Onkologie 1999


Antiemeische Therapie  
A.A. Fauser, Idar-Oberstein

Übelkeit und Erbrechen, die durch Chemo- und/oder Strahlentherapie hervorgerufen werden, sind für Tumorpatienten belastende und unangenehme Nebenwirkungen. Länger anhaltendes Erbechen kann zu Dehydratation, Elektrolytstörungen und Gewichtsabnahme bis hin zur Anorexie führen. Auch psychologische Faktoren können eine Rolle spielen, insbesondere dann, wenn durch vorausgehende Chemotherapien bei Tumorpatienten antizipatorisch Übelkeit und Erbrechen hervorgerufen wird. Eine Grundbedingung und somit auch integraler Bestandteil des Patientenmanagements bei jeder zytotoxischen Tumorbehandlung ist daher eine antiemetische Therapie, die die Übelkeit und das Erbrechen optimal kontrolliert. Dies ist auch wichtig im Hinblick auf die Hospitalisationsdauer, die Dauer einer ambulanten Behandlung sowie v.a. die Lebensqualität des Patienten. Übelkeit und Erbrechen beeinflussende Faktoren sind neben der Art des Zytostatikums (inkl. Dosierung, Applikationsform, -zeitpunkt, -geschwindigkeit) auch patientenspezifische Eigenschaften (Alter, Geschlecht, Alkoholabusus, vorausgegangene Chemotherapie). 
Die verschiedenen Chemotherapeutika haben ein unterschiedliches emetogenes Potential, wobei neben substanzspezifischen Parametern auch Dosierungseffekte (Standardtherapie vs. Hochdosistherapie) eine Rolle spielen. Die Einteilung nach Emetogenität erfolgt im wesentlichen empirisch. Bei Applikation eines Chemotherapeutikums mit relativ hoher Emetogenität (z.B. Cisplatin) erleiden mehr als 90 % der Patienten ohne eine entsprechende antiemetische Prophylaxe Erbrechen. Bei Präparaten mit relativ geringem emetogenem Potential liegt die Rate meist unter 10% (z.B. Busulfan). Zwischen Frequenz und Intensität der chemotherapiebedingten Emesis besteht im allgemeinen eine Korrelation. Die meisten Zytostatika führen zu akutem Erbrechen, bei bestimmten Präparaten in der Folge jedoch zu verzögertem Erbrechen. 
Zur antiemetischen Behandlung können Medikamente aus verschiedenen Substanzklassen herangezogen werden: 5-HT3-Rezeptorantagonisten, Benzamide, Kortikosteroide, Antihistaminika, Neuroleptika, Benzodiazepine. Diese haben unterschiedliche Angriffspunkte bzgl. der Pathophysiologie des Erbrechens sowie auch unterschiedliche Nebenwirkungsprofile. 
Das Ziel der antiemetischen Therapie ist die vollständige Verhinderung oder Kontrolle der durch Strahlen- und/oder Chemotherapie induzierten Übelkeit und Erbrechen bei Tumorpatienten. Antiemetika können als Monotherapie oder z.B. in Kombination mit Glukokortikoiden bei der Prophylaxe des akuten Erbrechens, der Behandlung des strahleninduzierten und des verzögert auftretenden Erbrechens eingesetzt werden. Grundsätzlich ist die Prophylaxe als Zielsetzung anzusehen. Sinnvolle Kombinationen mit synergistischer Effektivität sollten ausgeschöpft werden unter Berücksichtigung bzw. Reduktion der Nebenwirkungen der Monosubstanzen. Es ist ferner darauf zu achten, daß die Nebenwirkung bzw. die Toxizität der Einzelsubstanzen sich nicht gegenseitig verstärken. Nach dem heutigen Stand ist bei vielen Therapiekonzepten die Kombination eines 5-HT3-Rezeptorantagonisten mit einem Kortikosteroid am effektivsten und hat die geringsten Nebenwirkungen. 

Literatur: 
1) Fauser AA, Fellhauer M, Hoffmann M, Link H, Schlimok G, Gralla J: Guidelines for antiemetic therapy: Acute emesis. Eur J Cancer 1999, 35: 361-370. 
2) Gralla RJ: Anti-emesis with cancer chemotherapy. Eur J Cancer 1997, 33(Suppl 4): S63-S67. 
3) Perugia Consensus Conference: Prevention of chemotherapy- and radiotherapy-induced emesis: results of Perugia Consensus Conference. Antiemetic subcommittee of the multinational association of supportive care in cancer. Ann Oncol 1998, 9(8): 811-819. 
4) Handberg J, Wessel V, Larson L, Herrstedt J, Hansen HH: Randomized double-blind comparison of granisetron versus granisetron plus prednisolone as antiemetic prophylaxis during multiple-day cisplatin-based chemotherapy. Support Care Cancer 1998, 6: 63-67. 
5) Fauser AA, Dornoff W, Briese V, Knutzen B, Herzog G, Schultze W, Nowicki J: The anti-emetic efficacy of intravenous Dolasetron mesilate plus dexamethasone versus intravenous Dolasetron mesilate alone in patients receiving fractionated chemotherapy. Onkologie 1999, 22: 140-144. 

Themenbezogene Internetadressen: 

Netzwerk der Medizin

Oncolink - Symptom Management - Nausea / Vomiting

Oncology Practice Guidelines - NCCN

Guide to Internet Resources for Cancer

PharmInfoNet Cancer Information Center

Prof. Dr. Dr. A.A. Fauser 
Klinik für Knochenmarktransplantation und Hämatologie/Onkologie, Idar Oberstein 
 


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Letzte Änderung: 23.06.2000